Das schwarz-gelbe Märchen von der „ergebnisoffenen“ Endlagersuche

Veröffentlicht am 21.10.2010 in Ortsverein

Aufgrund des bisherigen Atomkonsenses wäre das letzte Kernkraftwerk 2033 vom Netz gegangen. Nach der jetzigen Vereinbarung zwischen der CDU/FDP-Regierung und den Energiekonzernen wird dies wohl erst 2040 der Fall sein. Die Folge ist, dass sich die Menge des produzierten Atommülls weiter erhöht. Das betrifft auch den Zwischenlagerstandort Philippsburg. Dieser Sachverhalt kommt in der aktuellen Diskussion viel zu kurz, obwohl er im Mittelpunkt stehen sollte.

Die schwarz-gelbe Bundesregierung setzt auf eine „ergebnisoffene“ Erkundung des möglichen Endlagers Gorleben. Da bisher niemand eine Antwort auf die Frage geben kann, was für den Fall der „Ungeeignetheit“ zu tun ist und welche Alternativen zur Verfügung stehen, bekommt das Wort „ergebnisoffen“ beschönigende Züge und trägt nicht zur Glaubwürdigkeit der Akteure bei. Ist es nicht eine maßlose Arroganz, eine Sicherheitsgarantie für Tausende von Jahren für den strahlenden Atommüll abzugeben wollen? Widerspricht das nicht dem vernünftigen Menschenverstand und ist die Skepsis gegenüber Endlösungen nicht mehr als berechtigt? Wir müssen nicht lange in unserem Erfahrungsschatz graben, Erkenntnisse aus der jüngsten Zeit bestätigen die Besorgnis. Spätestens mit dem Desaster im „Endlager“ der niedersächsischen Asse sind die Zweifel weiter angewachsen. Nun müssen Zigmillionen Euro aufgewendet werden, um den Atommüll wieder aus dem Schacht zu holen. Es spricht vieles dafür, dass eine grundlegende Sanierung nicht am Geld scheitern wird, dafür haften die Steuerzahler, sondern an der technischen Unmöglichkeit der sich stellenden Aufgaben. Wäre im Fall Asse dafür Sorge getragen worden, getroffene Einlagerungsentscheidungen mit vertretbarem Aufwand korrigieren zu können, würde uns jetzt vieles erspart bleiben. Eine Wiederholung dieses Fehlers in Gorleben wäre ein Verstoß gegen alle menschlichen Grundsätze. Dies gilt insbesondere dann, wenn das eigene Handeln aus dem christlichen Menschenbild abgeleitet wird, das dem Menschen gerade keine Allwissenheit und Unfehlbarkeit zuordnet. Durch die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke werden die Zusatzgewinne der Energiekonzerne zum Teil abgeschöpft und vom Bundeshalthalt vereinnahmt. Auffällig ist, dass keine Mittel in den Entsorgungsbereich fließen. Dabei besteht gerade hier enormer Forschungs- und Handlungsbedarf in Bezug auf die Brennstoffkreisläufe, die Reduzierung der Radiotoxizität sowie der Methoden zur Sicherung und Lagerung des Atommülls. Wenn wir unsere Verantwortung für die künftigen Generationen wahrnehmen wollen, müssen wir das schwächste Glied der Wertschöpfungskette von Atomkraftwerken, nämlich die Entsorgung des Atommülls, vorrangig und tatsächlich „ergebnisoffen“ lösen.

 
 

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