Wohin mit dem Atommüll?

Veröffentlicht am 22.09.2010 in Ortsverein

Es ist ein strahlendes Erbe, das die Atomwirtschaft der Nachwelt hinterlässt. Ein Million Jahre muss der radioaktive Müll von den Kreisläufen des Lebens ferngehalten werden, damit er Mensch und Natur nicht verseuchen kann. Eine unvorstellbare Zeitspanne.

Wohin mit dem Atommüll? Es ist ein strahlendes Erbe, das die Atomwirtschaft der Nachwelt hinterlässt. Ein Million Jahre muss der radioaktive Müll von den Kreisläufen des Lebens ferngehalten werden, damit er Mensch und Natur nicht verseuchen kann. Eine unvorstellbare Zeitspanne. Obwohl Deutschland noch kein Endlager hat, will die CDU/FDP-Regierung jetzt die Lauf-zeiten der Kraftwerke verlängern. Das Ergebnis: Zusätzliche Tonnen von Atommüll. Die Suche nach einem Bergwerk, das den Abfall für immer umschließt, soll nun beschleunigt werden. Wieder einmal! Gorleben – eine unendliche Geschichte Ende 1976 tauchte Gorleben erstmals als möglicher Endlager-Standort auf. Zwar gab es noch vier alternative Standorte, doch die Entscheidung für Gorleben fiel erstaunlich schnell. Im März 1977 entschied das niedersächsische Kabinett unter CDU-Ministerpräsident Albrecht, den Ort im Wendland als „vorläufigen Standort“ zu benennen. „Vorläufig“ ist er bis heute. Die rot-grüne Bundesregierung unterbrach die Erkundung, um offene Fragen wissen-schaftlich klären zu lassen. Doch statt Klarheit erhielt sie ein schwammiges „Sowohl-als-auch“. Zwar sei der Salzstock prinzipiell als Endlager geeignet, aber andere Gesteins-formationen wären es auch. Inzwischen sagen unabhängige Wissenschaftler, es gebe überhaupt keinen perfekten Standort. Jede Formation habe prinzipielle Vor- und Nachteile, die im Detail miteinander verglichen werden müssen. Der Atombeschluss der Regierung spaltet die Gesellschaft Die Bundesregierung will eine Atomnovelle beschließen und dem Staat das Recht einräumen, Bauern der Region zu enteignen, um das Endlager Gorleben weiterbauen zu können. Die Behörden müssen den Betriebsplan für Gorleben verlängern, der Ende September ausläuft. Weiterhin soll Gorleben nach altem Bergrecht erkundet werden. Das ist praktisch, weil die Öffentlichkeit somit vom Verfahren ausgeschlossen bleibt. Bürgerinitiativen wollen gegen die weitere Erkundung nach altem Bergrecht klagen, sie verlangen eine Beteiligung der Öffentlichkeit am Verfahren. Auch die nötigen Salzrechte für die weitere Erkundung sind keineswegs sicher. Denn nach niedersächsischem Bergrecht hat jeder Landwirt, jeder Grundbesitzer die Rechte an den Bodenschätzen unter seinem Land. Verweigert ein Grundbesitzer die Abtretung seines Salzrechts, kann dies das ganze Projekt vereiteln. Die Enteignung soll das Problem lösen. Ob Gorleben jemals zum Endlager wird, ist völlig offen. Erst die Erkundung wird Klarheit bringen, ob der Salzstock dafür geeignet ist. Die Zweifel wachsen, ob das Verfahren wirklich „ergebnisoffen“ sein wird, wie die Bundesregierung behauptet. Umweltminister Röttgen räumt zwar ein, dass die Untersuchung auch ein negatives Ergebnis bringen könnte. Doch die mögliche Schlussfolgerung verdrängt er: Gorleben ist nur bedingt geeignet, aber wir haben nichts anderes! Was schert mich mein Atommüll Mit der „Verantwortungsverweigerung“ wolle er Schluss machen, sagt der Umweltminister markig. Nach dem Beschluss über die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke müsse endlich ein Endlager gefunden werden. Darum will Norbert Röttgen wieder prüfen lassen, ob der Salzstock von Gorleben als Endlager geeignet ist. Es gibt ernste Zweifel an der Eignung Gorlebens. Möglich, dass sie sich ausräumen lassen. Nur wird das niemand glauben, solange es keinen Vergleichsmaßstab gibt. Wer aber heute eine alternative Standortsuche fordert, wird gern damit abgespeist: Das sei vor 30 Jahren alles diskutiert und entschieden worden. Nur hat sich die Endlagerforschung weiter entwickelt. Inzwischen weiß man, dass es keinen idealen Standort gibt und sich der beste nur aus dem konkreten Vergleich ergibt. Darum hat der ehemalige Umweltminister Sigmar Gabriel in seiner Amtszeit eine neue Standortsuche gefordert. Deutschland muss dringend weitere Standorte für mögliche Endlager prüfen. Prinzipiell geeignet ist auch Tongestein im Süden der Republik. Dort vertritt der Ministerpräsident Stefan Mappus einen langfristigen Betrieb der Atommeiler. Das bedeutet, mehr strahlender Abfall in den baden-württembergischen Zwischenlagerstandorten. Offenbar kein Problem für Mappus. Wie war das noch mit der Verantwortungsverweigerung? (Heinz Herberger)

 
 

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